Plädoyer für Israel
Alan Dershowitz
„Völlig zu Recht schreibt Alan Dershowitz, Israel sei ‚der Jude unter den Nationen’.
Es hat nur eine Verlagerung des Ressentiments vom Individuum zum Kollektiv stattgefunden.
War früher ‚der Jude’ der Ausbeuter, Blutsauger und Kriegstreiber, so ist es heute
Israel. Über 60 Prozent der Deutschen sind der Meinung, Israel sei die größte Bedrohung
für den Weltfrieden, über 50 Prozent sind überzeugt, Israel behandle die Palästinenser
heute so, wie die Nazis die Juden behandelt haben – was nichts über Geschichte und
Gegenwart aussagt, aber alles über das Bewußtsein der Deutschen.“ Henryk M. Broder
Anklagen gegen Juden zu finden, das war nicht schwer; jedenfalls nicht in der gesamten
deutschen Geschichte.
Anklagen gegen Israel zu finden, das ist auch nicht schwer; jedenfalls nicht in
Deutschland, jedenfalls nicht in unserer Zeit.
Im Gegenteil, eigentlich sind sich doch alle einig, vom linkslibertären, Palituch
tragenden Jugendlichen über die Vertreter der bürgerlichen Mitte bis hin zum „Deutschland
über alles“ propagierenden Faschisten: Israel führt Aggressionskriege, erobert und
besetzt Gebiete seiner Nachbarn, quartiert Bürger aus ihren Häusern aus, reißt Häuser
unschuldiger Zivilisten nieder, foltert Gefangene, inhaftiert Menschen ohne Verfahren
und bombardiert zivile Ziele.
Ob ein verwirrter Linker da nun von Imperialismus spricht, ein Mitglied von Amnesty
International oder der UN-Menschenrechtskommission Israel wegen etwaiger Militäraktionen
verurteilt oder der Nazi vom zionistischen Bunker spricht, der doch endlich gesprengt
werden müsse, alle sind sie sich einig, wenn es um Israel geht, alle stellen sie
die Existenzberechtigung Israels und sein Recht, seine Zivilbevölkerung vor Terror
zu schützen in Frage.
Bei einer „sachlichen Kritik“ Israels bleibt aber kaum einer stehen. Im gleichen
Maße, wie sie sich gegen Israel stellen, gehen sie meistens auch auf die Seite der
palästinensischen Bewegungen und Institutionen wie der Palästinensischen Autonomiebehörde.
So ließ die EU 2000/2001 mindestens 420 Millionen Euro in die palästinensischen
Autonomiegebiete fließen („Ehrliche Makler?: Deutsche Interventionen im Konflikt
zwischen Israel und Palästina“). Mit solchen Geldern wurde dann beispielsweise das
für antijüdische Hetzpropaganda und Mordaufrufe genutzte Gebäude des palästinensischen
Rundfunks finanziert (www.ilka.org).
Aber auch und vor allem die libertäre Linke, die den palästinensischen Terror schon
gerne mal als antiimperialistischen Bewegung begrüßt, oder die Rechte, die den gleichen
Terror ebenso begrüßt und feiert und ihn als nationale Befreiungsbewegung darstellt,
stoßen in das gleiche Horn, welches Israels Politik einseitig verurteilt und Stellung
für die Gegenseite bezieht, wobei gerade diese pro-palästinensische Sicht bei Linken
und bürgerlichen Demokraten oft nur auf Vorurteilen basiert, bei denen aber auch
nicht davon auszugehen ist, dass sie vom Himmel fallen würden.
Der amerikanische Anwalt Alan Dershowitz räumt in seinem Buch „Plädoyer für Israel“
mit eben jenen Vorurteilen rücksichtslos auf. Präzise geht er auf die Entstehungsgeschichte
Israels ein und beschreibt in der Auseinandersetzung mit antisemitischen Haltungen
die israelische Politik seit 1948.
Dabei werden die bestehenden Vorurteile von ihm in 32 Fragen zusammengefaßt wie
„Ist Israel ein imperialistischer Kolonialstaat? Haben europäische Juden Palästinenser
vertrieben? Haben die Juden die Zwei-Staaten-Lösung seit jeher abgelehnt?“, denen
er die Realität gegenüberstellt. Dabei kommt eine sachliche Kritik an der israelischen
Politik nicht zu kurz, ohne jedoch das Existenzrecht Israels an sich in Frage zu
stellen.
Jedem, der sich eine möglichst objektive Meinung zu dem israelisch-palästinensischen
Konflikt machen will, soll dieses Buch nur empfohlen sein, welches in einer Zeit
in Deutschland erscheint und erscheinen muß, in der 62,3% der Deutschen es satt
haben, von den Verbrechen der Deutschen an den Juden zu hören (Studie „Deutsche
Zustände“ 2004).
Alan Dershowitz aber wird die Deutschen hören lassen.
„Derweil steht Israel am Pranger der Öffentlichkeit, angeklagt des Landraubs, der Willkür, des Bruchs des Völkerrechts, der Missachtung der Menschenrechte. Das Verfahren ist öffentlich. Es wurden viele Zeugen vernommen, die Ankläger haben ihre Plädoyers schon gehalten. Jetzt ist der Verteidiger an der Reihe. Alan Dershowitz. Hören wir zu, was er zu sagen hat.“ Henryk M. Broder
Plädoyer für Israel
Rezension zum gleichnamigen Buch von Alan Dershowitz,
erschienen im Europa Verlag, Hamburg 2005
ISBN: 3-203-76026-6
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